„Mit welchen Vorstellungen auch immer man sich der Freimaurerei nähert, welche Erwartungen und Hoffnungen man in sie setzt, sie ist nicht mehr und nicht weniger als eine Atmosphäre, schreibt Bruder Gerd Scherm am 26.01.2020.

Und weiter: „Atmosphäre kommt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich ‚Atemkreis‘. Eine auf den ersten Blick merkwürdige Bezeichnung, die auf den zweiten Blick auf etwas Lebendiges deutet, und das ist sie auch. Den Begriff Atmosphäre kennen wir vor allem im Zusammenhang mit Räumen und Situationen: Eine angespannte Atmosphäre, eine heimelige, eine bedrohliche, eine friedvolle, eine festliche Atmosphäre und viele mehr.

Beim Entstehen einer Atmosphäre wirken viele Faktoren zusammen. Sie ist viel mehr als ein durch Architektur und Einrichtung, Dekoration und Musik, Düfte und Geräusche, Licht und Schatten gestimmter Raum. Eine Atmosphäre ist nichts Statisches, sondern in erster Linie ein Geschehensverlauf, und das Entscheidende in diesem Geschehen sind die Menschen! Ihr Agieren und Interagieren, vor allem ihr Korrespondieren entscheiden über die Qualität der Atmosphäre.

Die Freimaurerei ist eine sehr komplexe Atmosphäre mit unterschiedlichen Aspekten und Stimmungen. Man kann sie mit der Architektur eines Logenhauses vergleichen, in dem es einen Tempel gibt, einen Clubraum, ein Beamtenzimmer, einen Vorraum mit Theke und mehr. All dies macht die Loge aus, diese ineinandergreifenden Atmosphären bilden unsere Wahrnehmung der Loge und prägen unsere Gefühle für sie.

Die Keimzelle freimaurerischer Atmosphären ist die Tempelarbeit. In ihr wurzeln die Grundlagen und Verhaltensmuster, sie ist quasi der Kompass für freimaurerisches Verhalten. Von der Begegnung auf der Winkelwaage bis zum Auftrag, auch draußen in der Welt zu wirken. Bei der Tempelarbeit wird die Freimaurerei zum Fest. Sie ist zugleich Bühne und Thema, Umgebung und Inhalt, Mittel und Zweck, Weg und Sinn.

Stellen wir uns in unserem ‚Kopfkino‘ ein solches Tempelfest vor: Eine exklusive Gesellschaft trifft sich festlich gekleidet im Vorraum. Was nun folgt, unterscheidet sich elementar vom Alltag. Mit wenigen Schritten ist man in einer anderen Zeit, in einem anderen Lebensrhythmus, in einer anderen Atmosphäre. Einrichtung, Beleuchtung und Symbole wechseln je nach Thema und Grad der Arbeit.“

 

Es ist so sehr schwierig, diese Faszination Freimaurerei in Worte zu fassen – aber hier ist es so ein bisschen gelungen. :)  Vielen Dank, lieber Gerd.


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